12.06.2024

Übernahme von VMware durch Broadcom

Einer der wichtigsten Hersteller im Cloudbereich wird von einem Unternehmen übernommen, das in der Vergangenheit eher negative Schlagzeilen durch explodierende Kosten für Kunden im Zuge der Übernahme von Konkurrenten gemacht hat. Die Nachricht der (zunächst potenziellen, dann auch vollzogenen) Übernahme des Cloud- und Virtualisierungskonzerns VMware durch das Halbleiterunternehmen Broadcom sorgte Ende 2023 für Sorge bei Kunden und Partnern. Und trotz gegenteiliger Behauptungen der neuen Eigner stellten sich viele der Sorgen in der Folge durchaus als begründet heraus.

Die Entwicklungen der vergangenen Monate

In Rekordzeit wurden Produkt- und Lizenzportfolio zusammengestrichen, Verträge mit ehemaligen VMware-Partnern gekündigt. Aus Kundenperspektive besonders schwerwiegend sind dabei drei Entwicklungen:

  • Umstellung des Lizenzmodells auf Abonnements: Kauflizenzen für VMware-Produkte existieren nicht mehr – wer VMware-Produkte einsetzen möchte, muss ein Abo abschließen. Dies kann auch über mehrere Jahre fixiert werden und geht dann (wohl) auch mit Rabatten einher. Aber: es gibt kein dauerhaftes Nutzungsrecht mehr für Kunden.
  • Produktbündelungen: Grundsätzlich gibt es nur noch zwei VMware Produkte: VMware Cloud Foundation (VCF) und VMware vSphere Foundation (VVF). Weitere können als Add-Ons hinzugebucht werden. Kunden bisheriger Teilprodukte sehen sich also unter Druck, eine Erweiterung ihrer Lizenz vorzunehmen.
  • Bisher verfügbare Einzelprodukte werden nicht mehr weiterentwickelt, das betrifft auch beliebte Produkte wie das Aria SaaS Multi-Cloud Management.

So schwerwiegend das für VMware-Kunden ist, so wenig überraschend kommt die Entwicklung mit Blick auf vergangene Broadcom-Übernahmen dann doch. Nach der gescheiterten Übernahme von Qualcomm 2018 bekamen große Kunden das zunächst bei der Übernahme der CA Technologies im selben Jahr zu spüren. Für Broadcom ein Erfolg, viele (ehemalige) CA-Kunden dürften hierauf wohl eine andere Sichtweise haben. Immerhin erhöhte der kalifornische Halbleiter-Hersteller im Anschluss an die Übernahme kräftig seine Preise – so sehr, dass einige Kunden diese Erhöhungen sogar juristisch erfolgreich anfechten konnten: Aktuell untersucht die EU-Kartellbehörde die Vorfälle.

Zeitgleich häufen sich die Berichte, dass die Qualität des Supports und der Produktentwicklungen seit der Übernahme stark nachgelassen haben. Ähnliches war zu hören nach der Übernahme der Unternehmens-Sparte des Sicherheitssoftware-Anbieters Symantec im Folgejahr. Kritiker werfen Broadcom vor, beide Unternehmen zu Gunsten kurzfristiger Profite „auszuschlachten“.

Entsprechend groß waren also die Befürchtungen, als die Broadcom-Rekordübernahme von VMware angekündigt wurde. Und entsprechend schnell beteuerten die Kalifornier, aus Fehlern der Vergangenheit gelernt zu haben. Die aktuellen Entwicklungen und die deutlichen Parallelen zu bisherigen Übernahmen durch Broadcom lassen jedoch ungemütliche Verhandlungen erwarten, auch wenn der Hersteller betont, dass durch reduzierte Listenpreise und Bündelungsoptionen sogar Einsparpotential bestehe. Außerdem versucht man durch Partnerschaften mit Google und (neu) auch Microsoft den Kunden die Portierung des Workloads in die Cloud zu erleichtern. Hier muss sich die Theorie allerdings noch in der Praxis beweisen – momentan häufen sich Berichten nach die Klagen über Schwierigkeiten mit den Lizenzen in VMwares Supportportal.

Der kolportierte Marktanteil von 45% im Bereich Virtualisierung von VMware und die teilweise tiefgreifende Verwurzelung der VMware-Produkte in der IT-Architektur vieler Unternehmen wird eine schnelle und unkomplizierte Produktmigration in den seltensten Fällen zulassen. Auch wenn es in vielen Bereichen alternative Produkte gibt, ist für eine Migration mit signifikanten Projektaufwänden zu rechnen.

Unsere Empfehlung für betroffene Kunden

Basierend auf vielen Projekten rund um Verhandlungen mit Software-Monopolisten als auch der Begleitung von Migrations- und Transformationsprojekten empfehlen wir unseren Kunden eine mehrgleisige Strategie, um diesen Herausforderungen zu begegnen:

  1. Bewertung der aktuellen Situation (eingesetztes Produktportfolio, Vertragslaufzeiten, Kostenrisiken etc.)
  2. Prüfung technischer Optionen (Bedarfskonsolidierung, Produktwechsel)
  3. Evaluierung kommerzieller Optionen (Verhandlungen, Interessensverbände bzw. Allianzen)

Sind auch Sie betroffen von einem hohen Kostenrisiko? Gerne zeigen wir Ihnen in einem unverbindlichen Erstgespräch Möglichkeiten und bewährte Methoden auf.

Ihre Digitalisierungs-Experten

Dr. Johannes Engel

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Dies ist ein Porträtfoto von Philipp Kreiter.

Philipp Kreiter

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