In einer Welt, in der künstliche Intelligenz (KI) fest etabliert ist und die Plattformökonomie als aufstrebendes Thema ins Blickfeld rückt, ist es an der Zeit, die Implikationen der Plattformökonomie für die Bankenbranche genauer zu betrachten. Während der Trend im europäischen Marktumfeld noch schleichend Fahrt aufnimmt, ist er im asiatischen und US-amerikanischen Markt durch Unternehmen wie WeChat, AliPay oder ApplePay nicht mehr wegzudenken. Auf der Handelsblatt BankingTech Jahrestagung war Platftformbanking daher eines der zentralen Themen. Nicht nur deswegen bewertete der Intero Consulting Banking Trend Monitor 2023 diesen Trend als aufstrebend und nahe der „Einführungsphase“. (Weitere Informationen dazu finden Sie HIER)
Dieser Beitrag beleuchtet den aufstrebenden Trend im Detail und wagt eine Wettbewerbsanalyse des europäischen bzw. deutschen Markts
Plattformökonomie – eine allgemeine Definition
Die Plattformökonomie bezeichnet internetbasierte Geschäftsmodelle, die Anbieter und Kunden auf einem digitalen Marktplatz zusammenbringen. Die Vorteile reichen von regelmäßigen Umsätzen bis zur Nutzung nachgelagerter Produkte, wie beispielsweise Abonnements, sowie Dienstleistungen. Weltweit bekannte Beispiele aus bankenfremden Bereichen sind Giganten wie Amazon, Ebay, Spotify und Airbnb.
Treiber und Erfolgsfaktoren der Plattformökonomie im Banking
Die Plattformökonomie im Bankensektor wird von äußeren, wie beispielsweise Kundenbedürfnisse, Technologie, worunter unter anderem KI, API und Regulatorik fallen, als auch internen Treibern, dazu zählen Angebotserweiterung, Effizienzsteigerung sowie Zugang zu Technologien und Märkten, vorangetrieben. Besonders relevant ist die Regulatorik, welche Open Banking fördert. Zu Open Banking werden Systeme gezählt, die den Austausch von Finanzdaten zwischen Nutzern und externen Partnern ermöglichen. Regulative und dennoch innovative Meilensteine hier sind die Payment Service Directive 2 (PSD2) aus dem Jahr 2018 sowie die angekündigte FIDA-Verordnung, worauf im weiteren Verlauf des Textes eingegangen wird.
Eine Plattform ist jedoch nur dann erfolgreich, wenn eine bestimmte Reichweite, Skalierbarkeit, Vertrauen und effiziente IT-Systeme bestehen. Spezifische Erfolgsfaktoren von Banking-Plattformen sind unserer Erfahrung nach ein breites Produkt- und Serviceangebot, ein klarer Customer Journey sowie ausnahmslose Funktionalität.
Im Bankenumfeld beschleunigen dabei FinTechs und BigTechs diesen Wandel durch den schnellen Aufgriff der Treiber und Erfolgsversprechen.
Geschäftsmodelle im Plattformbanking
Banken können verschiedene Geschäftsmodelle in der Plattform verfolgen, die sich vor allem in der Rolle der Bank und der Angebotstiefe unterscheiden. Die gängigsten Modelle sind:
- Bank-as-an-Utility-Sheet (Angebot von Bankprodukten auf anderen Plattformen),
- Banking-as-a-Service (Angebot von Infrastrukturen/Bankenlizenzen),
- Customer Experience (Partnerschaften von Banken und bankenfremden Unternehmen für mehr User Experience) und
- Banking-as-a-Plattform (die Bank als Betreiber einer eigenen Plattform).
Für alle Modelle gibt es prominente Beispiele, deutlich visualisiert in der Abbildung. Internationale Wettbewerber wie ApplePay setzen dabei auf das Customer-Experience-Modell, indem sie Partnerschaften mit Banken wie Goldman Sachs eingehen, während hingegen WeChat und AliPay das Banking-as-a-Platform-Modell verfolgen.
Die Auswahl des geeigneten Modells einer Bank hängt von der Bewertung der Markttreiber beziehungsweise Erfolgsfaktoren ab. In der nachfolgenden Abbildung sind sowohl Beispiele als auch Vorteile der Modelle nochmals aufgeführt: